Urs Bucherer rüstet für den Winter aus
Pneuwechsel im Akkord
Rund 100 Kilogramm wiegt eines der insgesamt zehn Räder, die einem Gelenkbus das Vorwärtskommen erst ermöglichen. Urs Bucherer, der in unserer geräumigen Einstellhalle in Grüningen ist immer im Oktober damit beschäftigt, die Busse wintertauglich zu machen. Arbeitete er dabei ohne Geräte, hätte er zwar sein persönliches Krafttraining an den Arbeitsplatz verlegt, doch hätte die Suva wenig Freude daran. Auch deshalb verwendet er zum Beispiel lieber eine einfache Hebehilfe, um die Räder vom und zum Bus zu transportieren
137 Fahrzeuge in vier Wochen
Im Oktober geht’s in der VZO-Einstellhalle zu wie in einer Boxengasse. Sämtliche VZO-Fahrzeuge werden innerhalb von vier Wochen zum Reifenwechsel beordert. Dann werden die Räder mit den Winterpneus montiert. Dieses Prozedere wird nach einem ausgetüftelten Zeitplan durchgeführt. Schliesslich darf es auf keinen Fall vorkommen, dass infolge Radwechsels eine planmässige Fahrt beeinträchtigt wird.
Unser Wagenpark umfasst derzeit 45 Standard-, 54 Gelenk- sowie 3 Midi- und 3 Kleinbusse. Dazu kommen 32 Dienstfahrzeuge. «In unserem Metier orientieren wir uns an der ‹O- bis O-Regel›», sagt Urs Bucherer. «Das heisst, dass die Fahrzeuge von Oktober bis Ostern mit Winterpneus bestückt sind. Im Frühjahr werden die Reifen wieder abmontiert und auf Sommerbetrieb umgestellt.»
Zehn Räder pro Gelenkbus
Wenn es der Betrieb zulässt, ist jeweils ein Mitarbeiter mit dem Radwechsel an einem Fahrzeug beschäftigt. Im Gegensatz zur Boxenstrasse im Formel-1-Zirkus verläuft die Umbestückung von Sommer- auf Winterausrüstung nicht mit der Stoppuhr im Rücken des Monteurs, sondern konzentriert und unter Berücksichtigung der massigen Räder möglichst effizient. Ein Gelenkbus verfügt zum Beispiel über zehn Räder: zwei auf der Vorderachse sowie je vier auf der mittleren und der hinteren Achse. «Pro Achse muss ich mit einem Montageaufwand von rund einer halben Stunde rechnen», rechnet Urs Bucherer vor. Er zeigt sich geübt im Umgang mit dem Schrauber und trägt angesichts der Lärmemissionen einen Gehörschutz. «Wir haben vor einem Jahr einen Spezialschrauber angeschafft. Dieses mehrere tausend Franken teure Gerät ist sowohl gelenk- als auch gehörschonend», betont er. Bucherer demontiert die Räder mit einem Durchmesser von einem Meter routiniert, und eineinhalb Stunden später ist der Gelenkbus mit wintertauglichen Reifen bestückt.
Riesiges Pneulager
Rund 600 Pneus lagern im Untergeschoss der VZO-Einstellhalle. 30 000 bis 50 000 Kilometer sollte ein Pneu halten. Diese Spanne ist so hoch, weil der Reifenverbrauch sehr stark von der Witterung und der Topografie abhängt. «Der heisse Sommer 2015 hat sich beispielsweise auf die Lebensdauer der Sommerreifen nachteilig ausgewirkt. Ein Winterpneu, wie er von uns eingesetzt wird, verfügt über eine Profiltiefe von 18 Millimetern. Bei der Marke von 8 Millimetern ist Schluss, dann hat der Reifen vorerst ausgedient. Im Frühjahr darauf wird er nochmals montiert und «fertig gefahren». Wir legen Wert auf ressourcenschonenden Umgang und erwarten deshalb von ihren Pneulieferanten, dass diese die Karkassen, also quasi das tragende Gerüst der Reifen, bis zu dreimal in einem «Reifenleben» rundum erneuern. Früher habe man von «aufgummieren» gesprochen, doch dieser Begriff sei mit dem heutigen professionellen Erneuerungsverfahren nicht mehr vergleichbar», ergänzt Urs Bucherer. Er weist darauf hin, dass die Seitenwände der Reifen verstärkt seien. «Die Haltestellen sowie Trottoirkanten fordern dem Material einiges ab. Auch Kreisel seien eigentliche «Reifenkiller». Das gesetzlich vorgeschriebene Minimum bezüglich der Profiltiefe werde von den VZO sowieso nie ausgelotet», meint er. «Denn Sicherheit geht vor.